Genetische Vielfalt und genetische Isolation beim Rotwild in Rheinland-Pfalz

| Projektförderung |

Die Stiftung unterstützt wichtige Grundlagenforschung zur wissenschaftlichen Bewertung der genetischen Vielfalt und dem Isolationsgrad zwischen Rotwildgebieten.

Die Probleme mit der Umsetzung zeitgemäßer Waldbaukonzepte in Gebieten mit hoher Populationsdichte und die grundsätzliche Annahme, Rotwild sei ungefährdet, weil häufig, weit verbreitet und mit vorhandenen Lebensräumen ausgestattet, führt zur Forderung nach scharfer Restriktion und Reduktion dieser Tierart. Doch zeigt die neue Logik der Roten Liste, dass all diese Anforderungen nicht zur Sicherung einer Art ausreichen, wenn die Populationen voneinander isoliert sind. Es geht um:

  • die genetische Vielfalt in den Populationen,
  • den genetischen Austausch zwischen den Populationen.

In den letzten Jahren hat der Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen in den Flächenländern Hessen und Nordrhein-Westfalen (NRW) mit maßgeblicher Unterstützung aller Rotwildhegegemeinschaften, der Landesjagdverbände und der hessischen Landesregierung über 2.400 Rotwildproben gesammelt und populationsgenetisch ausgewertet, um die genetische Vielfalt und den Isolationsgrad zwischen den Rotwildgebieten wissenschaftlich zu bewerten. 

Von über 40 Gebieten zeigten sich 65 % stark isoliert oder zumindest deutlich voneinander abgegrenzt. In den isolierten Gebieten konnten wir hohe Inzuchtgrade und geringe effektive Populationsgrößen nachweisen. Hohe jährliche Inzuchtzuwächse lassen erhebliche Konsequenzen für Vitalität und Fruchtbarkeit der Tiere für die nächsten Jahrzehnte erwarten.

Konsequenterweise wurden seit 2018 in sieben dieser Gebiete und bei zehn Tieren nun auch Inzuchtdepressionen in Form von Unterkieferverkürzung und Kieferverkrümmung festgestellt. Zusammengefasst sind also 65% der Rotwildgebiete in ihrer genetischen Vielfalt und ihrem genetischen Austausch stark eingeschränkt und über die Hälfte der Populationen haben ihr Anpassungsvermögen verloren.

Zur Situation in Rheinland-Pfalz ist wenig bekannt; wissenschaftliche Daten liegen bislang nur sehr eingeschränkt vor. Ergebnisse einer etwa zehn Jahre alten Studie lassen allerdings ein ähnliches Bild wie in Hessen und NRW befürchten. Zumindest verweisen die dargestellten Ergebnisse auf eine deutliche Isolation zwischen den Landesregionen hin.

Dabei sollen mittels einer international anerkannten Probenzahl von 60 Tieren je Gebiet unter Berücksichtigung von 24 Gebieten Kennzahlen erhoben und mit bestehenden Zahlen aus Hessen und NRW verglichen werden. Gleichzeitig soll der genetische Austausch zwischen allen Gebieten quantifiziert und Barrieren unterschiedlicher Grade charakterisiert werden. Auch der Vernetzungsgrad der eng verzahnten drei Bundesländer wird wichtige Informationen zum zukünftigen Management beisteuern.

Die Untersuchung wird von der AG Reiner an der Justus-Liebig-Universität geleitet und im Rahmen der Dissertation von Herrn Johann Schuck, Tierarzt und Jäger aus Ahrweiler, durchgeführt. Alle notwendigen Verfahren sind in der Arbeitsgruppe verfügbar, bestens etabliert und im Routineeinsatz, sodass eine zügige Bearbeitung der Proben und eine hohe Interpretationssicherheit der gewonnenen Daten sichergestellt sind.

Die Studie ist am 15. Oktober 2023 gestartet und auf drei Jahre angelegt. Das erste Jahr steht im Zeichen der Organisation und Umsetzung der Probensammlung. Im zweiten Jahr sollen die Proben labortechnisch bearbeitet und genotypisiert werden. Im dritten Jahr werden die genetischen

Rohdaten bioinformatorisch ausgewertet und mit den örtlichen Lebensraumbedingungen assoziiert. Hieraus ergeben sich objektive Bewertungen und Empfehlungen. Die Arbeit endet mit der Erstellung eines umfangreichen, nach allen Seiten transparenten Abschlussberichts und der Publikation der Ergebnisse.

Die Stiftung unterstützt diese wichtige Grundlagenforschung mit 1.500 €.

Informationen zum Projekt

Bild:

Die Landesgruppe Deutschland im Orden Der Silberne Bruch fördert den Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Der Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen erforscht unter anderem die genetische Vielfalt und Isolation beim Rotwild in Rheinland-Pfalz.

Empfänger:

Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen
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